Die Zeiten, in denen der Tierarzt nach dem Abhören und der klinischen Untersuchung eines Meerschweinchens mit dem Leitsymptom Abmagerung oder Lähmung der Hinterhand verkündet: „Da kann man leider nichts mehr machen, ist ja nur ein Meerschwein…“ gehören Gott sei dank der Vergangenheit an.

Moderne diagnostische Methoden halten immer mehr Einzug in die Tier- und damit auch die Heimtiermedizin.

Bei abgemagerten Patienten kann neben einer gründlichen Allgemeinuntersuchung, die vor allem eine genaue Untersuchung der Maulhöhle mit einschließt, eine Blutuntersuchung Aufschluss über Zustand und Funktionalität der inneren Organe geben.

Auch die Blutentnahmetechnik ist in den letzten Jahren immer weiter verbessert worden. Statt tiefer Venen in der Kniekehle bevorzugt man nun die oberflächliche Vene "saphena lateralis" an der Hinterseite der Hintergliedmasse. Hierdurch ist das Verletzungsrisiko durch versehentliche Punktion tiefer gelegener Nerven so gut wie ausgeschlossen.

Um die Blutentnahme genauer zu zeigen, haben wir unter Praxisbedingungen einen kleinen Film gedreht. Diesen kann man hier ansehen.

Einige Praxen verfügen über Blutanalysegeräte, welche die Ergebnisse zeitnah innerhalb von 10 bis 15 Minuten liefern. Praxen ohne ein solches Gerät verschicken die Blutproben an Referenzlabore und erhalten so innerhalb von 1-3 Tagen ein Ergebnis. In den letzten Jahren gab und gibt es immer mehr Studien, in denen Normalwerte der Blutparameter festgelegt werden. Siehe Abbildung 1 - 3.Hauptbilder: richtwerte-ms.jpg

Einen wertvollen Beitrag zur Diagnostik von unklaren Bauchtastbefunden sowie bei Trächtigkeitsuntersuchungen liefert die Ultraschalluntersuchung.

Im Rahmen einer Trächtigkeit ist so auf einfache, schmerzfreie Weise möglich, herauszufinden, wie es dem Nachwuchs geht, was oftmals die Entscheidung, Geburtshilfe oder Kaiserschnitt, erleichtert. Einziger beim Meerschweinchen nicht zu vergessender Nachteil ist hierbei, dass bei einer Sonographie mit Schallwellen gearbeitet wird, welche Luft nicht durchdringen können. So führen die oft im Darmkanal vorhandenen Luftmengen beim Meerschweinchen zu einer Schallauslöschung und versperren so leider den Blick auf dahinter liegende Organe.

Wertvolle Hinweise kann ein Ultraschall aber auch bei Herzerkrankungen liefern. Diese Untersuchungen sind jedoch sehr komplex und benötigen bestimmte, in den meisten Praxen nicht vorhandene Schallköpfe. Daher fallen sie derzeit noch in das Gebiet von Spezialisten. Zum Glück für die  „Normalpraktiker“ dominieren bei den Herzfehlern der Meerschweinchen Klappendefekte, welche häufig schon durch gutes Abhören aufzuspüren sind, sowie hypertrophe Kardiomyopathien (auch HCM gennant), die sich oft im Röntgenbild durch eine Herzvergrößerung verraten.

Bei unklaren Befunden ist ein Herzultraschall jedoch nach wie vor das Mittel der Wahl.

Bei Lähmungen, Frakturverdacht oder auch in der Behandlung von Zahnproblemen gehört eine Röntgendiagnostik, am Besten in 2 Ebenen, bereits zur ganz normalen Befunderhebung.

Denn, wie die Meisten wissen, Fraktur ist nicht immer gleich Fraktur. Es gibt gerade, Spiral-, Splitter-, Grünholz- und viele weitere Frakturarten. Entscheidend ist vor allem auch, ob bei der Frakturlinie ein Gelenk beteiligt ist. Je nach Art der Fraktur, kann eine entsprechende Therapie, vom konservativen Gipsverband bis hin zu einer Plattenosteosynthese, einer Marknagelung oder sogar einer Amputation angezeigt sein.

Bei einer Röntgenaufnahme wird eine spezielle Strahlung durch den Körper geleitet. Diese wird von den verschiedenen Geweben und Organen unterschiedlich stark abgeschwächt. Die überbleibende Strahlung, die das Tier durchdringt, wird dazu benutzt, einen Röntgenfilm zu schwärzen. Je mehr Strahlung durch das Tier dringt (zum Beispiel durch die Luft in der Lunge), desto schwärzer wird das Röntgenbild. Wird viel Strahlung abgefangen (zum Beispiel durch Knochen) ist das Bild heller.

RöntgenbildBei Lähmungen nach Stürzen oder Quetschverletzungen ist es häufig schwieriger, eine Diagnose mittels Röntgen zu stellen. Nicht immer ist auf normalen Röntgenaufnahmen zu erkennen, ob Wirbel zum Beispiel in sich gedreht sind. Bandscheiben und Nerven kann man in der Röntgenaufnahme lediglich in den Zwischenräumen der Wirbel erahnen.

Einen riesigen Vorteil in der Diagnostik des Skelettapparates, sowie auch der Diagnose von Störungen im Kopfbereich, bietet eine Computertomografie. Erst 1972 entwickelt ist die Computertomografie aus der Humanmedizin nicht mehr wegzudenken. Allerdings hält sie auch immer mehr Einzug in die Tiermedizin.